Illustrierte Biografie

 

Kindheit und Jugend

 

 

Wilfried Kirschl wird am 27. April 1930 als jüngstes von drei Kindern des Kaufmanns Hans Kirschl und seiner Frau Franziska, geb. Orgler, in Wörgl geboren. Die Mutter ist die Schwester des Malers und Bildhauers Sepp Orgler (1911-1943).

 

 

 

 

 

 

 

Wilfried (Mitte) mit den Geschwistern Sieglinde und Helmut

 

Der Vater, der Kaufmann Hans Kirschl (1888-1973). Die Eltern trennen sich 1938, die Kinder Sieglinde und Wilfried übersiedeln mit der Mutter nach Innsbruck. 

 

Die Mutter, Franziska Kirschl geb. Orgler (1907-1985)

 

"Meine Mutter hat wohl von vornherein Verständnis gehabt für meinen Wunsch [Künstler zu werden], hatte aber auch begründete Bedenken. Der Bruder meiner Mutter, der Bildhauer und Maler Sepp Orgler, hatte den Künstlerberuf in den sehr schwierigen 30er Jahren ergriffen und hatte sich sehr hart durchschlagen müssen. Daher war sie natürlich besorgt, dass sich auch für mich aus dieser Berufswahl ähnlich schwierige Lebensumstände ergeben würden."  

 

Vorbilder und künstlerische Anfänge

 

Herbert Boeckl im Kreise seiner Schüler, ganz rechts Sepp Orgler (Foto: Nachlass Sepp Orgler)

 

 

"Aus Orglers Notizheften lernte ich Boeckl und einiges von seiner Lehre kennen, lange bevor ich im Sommer 1948, meinen ganzen Mut zusammennehmend, nach Wien fuhr und den Meister in seinem Atelier in der Argentinierstraße besuchte, um ihm einige Zeichnungen von Feldarbeitern zu zeigen und seinen Rat einzuholen.“

 

Studium an der Akademie Wien 1948-52

 

"Als ich in die Klasse Dobrowsky eintrat, studierten dort - unter etlichen anderen. von denen man später nie wieder etwas gehört hat - Alfred Hrdlicka. Rudolf Schönwald, Josef Mikl, Wolfgang Hollegha, Anton Krejcar, Heinz Klima, Gertraud Pesendorfer und Oskar Matulla. Später kamen dann noch die Tiroler Norbert Drexel und Elmar Kopp dazu. In den beiden ersten Jahren wurde im großen Parterresaal, der jetzt die Weilerklasse beherbergt, Akt gemalt, im »Hochleger«, dem derzeitigen Privatatelier Weilers im zweiten Stock, wurde besonders das Stilleben gepflegt, wobei sich dort vor allem Leute einfanden, die sich in ihrer Arbeitsweise deutlich am Vorbild Dobrowskys orientierten. Da hingen auch einige übrigens sehr respektable Originale von seiner Hand, und da malte er noch herzhaft mit preußisch blauem Pinsel in Schülerarbeiten hinein. Welche Aggressionen das in der Seele eines jungen Malers hervorruft, wird vielleicht am besten deutlich, wenn ich gestehe, dass ich, obwohl mir dergleichen nie von ihm geschah, erst neulich aus einem Traum, in dem er sich anschickte, mir auf diese barbarische Weise etwas zu verdeutlichen, mit dem energischen Ausruf erwachte: »Bei mir nicht, Herr Professor!« Das alles hörte sich aber bald auf. Lehnte dann noch ab und zu eine dem Meister zu deutlich nachempfundene Ölschwarte an der Wand, war sie alsbald mit einem Zettel »Dobro kopiert« versehen oder wurde auf noch drastischere Weise abqualifiziert. Innerhalb einer Zeitspanne von zwei oder drei Semestern vollzog sich in »Doberls« Schule ein gründlicher Wandel. Er kann ihn kaum anders empfunden haben, als dass sie ihm entglitt."

 

Italienreise 1951

 

 

 

Frankreichaufenthalte 1952/53

 

„Dass ein Maler nicht von ungefähr nach Arles geht, bedarf ja keines besonderen Hinweises. Während ich zeichnend die Stadt Arles und ihre Umgebung durchstreifte, stieß ich immer wieder unversehens auf Teilmotive oder Motivteile aus Bildern Van Goghs und wunderte mich, wo der Rest blieb, bis ich ihn, irgendwo abseits und unscheinbar, auch entdeckte. Wie unter einem mächtigen Sog waren die in der realen Landschaft weit auseinanderliegenden »Bausteine« in seinen Bildern zusammengerückt, aus der Ferne herangeholt und in einen neuen Zusammenhang eingeschmolzen. Dabei waren die Details oft mit einer überraschenden Treue wiedergegeben, wie überhaupt der Realitätsgehalt seiner Malerei viel stärker ist, als ich gedacht hatte. Selbst die abenteuerlichen Wolkengebilde in seinen Landschaften aus Saint-Rémy, die ich für das Ergebnis expressionistischer Exaltation gehalten hatte, sollte ich bald mit eigenen Augen sehen.“

 

Über die Begabung

 

Über die Begabung

 

Über die Begabung

 

Über die Begabung

 

La Rochelle 1959

 


La Rochelle, 1959 (Foto: Nachlass WK)

 

Eine lange und umwegreiche Reise durch Süd- und Westfrankreich führte mich zuletzt nach La Rochelle. Im silbrigen Licht dieses kleinen Atlantikhafens, in der gläsernen Durchsichtigkeit seiner Atmosphäre, die noch die zartesten Farbschwingungen zum Klingen brachte, fand ich einen neuen Ansatz.

 


La Rochelle, 1959 (Foto: Nachlass WK)

 

Eine lange und umwegreiche Reise durch Süd- und Westfrankreich führte mich zuletzt nach La Rochelle. Im silbrigen Licht dieses kleinen Atlantikhafens, in der gläsernen Durchsichtigkeit seiner Atmosphäre, die noch die zartesten Farbschwingungen zum Klingen brachte, fand ich einen neuen Ansatz.

 

 

Bezug Atelier Frau-Hitt-Straße, 1959 

 

Im selben Sommer, gerade zur rechten Zeit, bezog ich ein neues Atelier in der Frau-Hitt-Straße mit idealen Lichtverhältnissen. In einer Reihe weißer Stilleben mit minimalen Farb- und Tonmodulationen führte ich weiter, was mir die Mosaikarbeit [für ein Wandmosaik in der Volksschule in Wörgl, 1958] und das Lichterlebnis von La Rochelle als Möglichkeit erschlossen halten. Ich schäme mich nicht, zu sagen, dass mich beim Betreten des neuen Ateliers, beim Anblick einiger Gegenstände in diesem zart diffusen Licht so etwas wie Rührung überkam. Ich wollte sie so malen, wie sie waren, wenn niemand im Raum war, ihr einfaches Dasein im Licht.

 

Erste Reise zu den griechischen Inseln, 1960 

Dann kam die Griechenlandreise mit Tiefenthaler und Drexel. Das war 1960. Im September waren wir auf Mykonos. Wir waren die einzigen Fremden auf der Insel […] Am Hafen gab es ein einziges kleines »Kafenion«, wo man einen Türkischen oder Anisschnaps bekommen konnte […] Nachts war die weiße Stadt wie ein verzaubertes Labyrinth. Zwar malten und zeichneten wir dort, aber das eigentliche Erlebnis kam, zumindest bei mir, erst nach Jahren, wie nach einer langen Inkubationszeit zum Vorschein.

 

 

Paris, 1961/62/63

 

 

Über die Begabung